Früher gab es für die Fischer keinen Hafen und damit auch keine Anlegestellen. Die Fischerboote wurden auf den Strand gezogen und von dort am nächsten Tag wieder ins Wasser gebracht. Diese schwere Arbeit wurde von Ochsen (bous) erledigt, die im Cabanyal in einem großen Stall (casa del bous) untergebracht waren. Sie gehörte der Fischerzunft "Marina Auxiliante".
Die bisherige Casa del bous in der "Calle San Telmo" (heute Calle Benlliure zur Ecke Escalante 232) lag durch die Entstehung von neuem Land immer tiefer im Inneren des Dorfes. Der Weg zu den Fischerbooten wurde immer weiter und beschwerlicher. Königs Alfonso XII setzte sich bei einem Besuch im Cabanyal im Jahr 1877 in einem Brief für den Neubau einer casa del bous in Meeresnähe ein. Dies war der Startschuss. Trotzdem dauerte es noch ca. 20 Jahre bis die neue "casa del bous" 1895 fertig gestellt wurde.
Die alte Casa del bous wurde später umgewandelt in ein Kinderheim für die Fischer, betrieben von den Franziskaner-Brüdern. Letztlich gingen alle Kinder des Cabanyal in dieses Heim, dort gab es Mittagessen und abendliches Vesper für wenig Geld. Viele dieser Kinder sind später bedeutende Persönlichkeiten im Cabanyal geworden.
Die Fertigstellung der neuen Casa del Bous dokumentiert die darauf angebrachte Sonnenuhr mit der Jahreszahl 1895. Das Gebäude ist bis heute erhalten, steht aber derzeit leer. Vicente Blasco Inbañez erzählt in seiner Novelle "Flor de Mayo" darüber. Auch der Maler Joaquin Sorolla hat einige Gemälde dazu erstellt. Die Casa del bous liegt direkt neben der Lonja de Pescadores an der Calle de los Pescadores 39. Siehe auch: La Casa del bous.
Durch die geplante Avenida Blasco Ibañez wäre die Casa del bous auch abgerissen worden. Es gibt einen Plan, die Casa del bous als Museum zu nutzen.
Die Bezeichnung "pesca del bous" ist demgegenüber etwas völlig anderes. Die "pesca del bous" bedeutet eine Art des Fischfangs, bei der die Fische durch das Ziehen von zwei Schiffen am Anfang in ein breites Netz gehen. Die Schiffe sehen aus wie zwei Hörner. Diese Art des Fischfangs wurde größtenteils durch die Krone verboten und nur noch wenigen Fischern erlaubt, da dadurch die Überfischung des Meeres schon damals in Gefahr war.
Die Fischerzunft "Marina auxiliante" erbaute im Jahr 1904 die Lonja de Pescadores. Damit sollte ein neues Gebäude für den Fischmarkt des Cabanyal entstehen, mit 40 Lagerräumen auf zwei Ebenen, 100 Meter lang und 25 Meter breit.
Doch diesen Zweck erfüllte die Lonja de Pescadores nur bis 1909. Dann wurde sie wegen des Afrikakrieges umfunktioniert in ein Krankenhaus, mit eingerichteter Küche, Apotheke und Operationssälen. Die vorhandenen guten hygienischen Bedingungen und die einfache Adaption in die neue Funktion führten dazu, dass keinerlei Umbauten dafür gemacht werden mussten.
Heute ist die Lonja de Pescadores ein Gebäude mit vielen Wohnungen. Sie liegt an der calle Eugenia Viñes, 153. Internet: La Lonja de los Pescadores
Zu Ehren von José Benlliure ist nach ihm eine Straße benannt. Er wurde in Canyamelar (Cabanyal) geboren, studierte Malerei unter Francisco Domingo Marqués und zeigte ein so großes Talent, dass er an die spanische Schule in Rom geschickt wurde. Von 1903 bis 1913 war er Direktor der Spanischen Akademie der Bildenden Künste. Er lebte vom 30. September 1858 bis 5. April 1937. Er machte sich auch außerhalb der Landesgrenzen einen Namen als Maler und Bildhauer. Der Name Benlliure damit ist fest mit der Kulturgeschichte der Stadt Valencia verbunden. Hier sind Beispiele seiner Gemälde.
1912 kaufte José ein Wohnhaus für die Familie in der heutigen Calle Blanquerias 23. Dieses ist jetzt umgebaut zum Museum casa Benlliure. Es bietet einen vielseitigen Eindruck in das Schaffen der Künstlerfamilie und einen authentischen Eindruck des Alltaglebens einer valencianischen Bürgerfamilie Anfang des 20. Jahrhunderts. Neben eigenen Arbeiten findet man hier u.a. auch Werke des Malers Sorolla. Siehe auch spanische Internetseite Museo Casa Benlliure.
Das Museum befindet sich in Valencia, in der calle Blanquerias, 23, Valencia.
Blasco Ibañez wurde 1867 in Valencia geboren und starb 1928 in Menton, in Frankreich. Ihm zu Ehren wurde eine Straße nach ihm benannt: die Avenida Blasco Ibañez. Geschichtliche Hintergründe für sein Werdegang:
Die Erste Spanische Republik wurde am 11. Februar 1873, durch die parlamentarische Mehrheit ausgerufen. Die Republik bestand 23 Monate lang, zwischen dem 11. Februar 1873 und dem 29. Dezember 1874. Alfons XII. wurde zum König proklamiert. Nach dem Scheitern der Ersten Republik im Dezember 1874 vertrat der Staat immer noch uneingeschränkt und mit Gewalt die Interessen der „oberen Zehntausend“ und des Clerus. Deshalb gab es eine neue demokratische Bewegung in dieser Zeit, der auch Blasco Ibañez angehörte.
Die Republik als globale Alternative zur Monarchie war auch für Blasco Ibañez wie viele andere progressive Kräfte jetzt ein zentrales Ziel. Blasco Ibañez studierte Rechtswissenschaften und trat in die Republikanische Partei ein, mit der Idee: "Könnte es möglich sein, zu leben ohne den unheilvollen Einfluss des Clerus? Kann man ohne König leben?"
1890 organisierte er als eine seiner ersten Aktionen einen Aufstand gegen die Monarchie und den Katholizismus. Er musste aus Valencia nach Paris fliehen, zurückgekehrt saß er auch im Gefängnis, wurde wieder freigekauft. 1891, gerade verheiratet mit Doña Maria, gründete er die Zeitung "El pueblo".
1897 waren Wahlen. Blasco Ibañez machte eine große Kampagne und wurde mit 6323 Stimmen auf der Liste des Cabanyal als Erster gewählt. Die katholische Kirche ließ keine Möglichkeit aus, ihn zu atackieren. Trotzdem erhielt er in den Wahlen im November 1901 so viele Stimmen (8410) wie nie. Von den 26 Stadträten waren "12 Blasquistas". Er war ein Verfechter des Kampfes gegen den Analphabetismus. Blasco Ibañez und der Maler Sorolla trafen sich auch im Cabanyal, hatten in vielem gleiche Ideen und es entstand eine brüderliche Freundschaft zwischen ihnen.
Seine Bücher: Durch seine sehr genauen Beschreibungen von Menschen und Landschaften wollte er auf die sozialen und politischen Unstimmigkeiten aufmerksam machen. Er wurde damit zu einem großen Autor des Realismus des 19. Jahrhunderts. Sein Buch "La Barraca" von 1898 und später sein Buch "Flor de Mayo" hatte großen Erfolg. "Flor de Mayo" hieß im Cabanyal ein Fischerboot.
Er baute sich in Malvarrosa ein Chalet im romantischen Stil. Hier schrieb er seinen weiteren Roman "Cañas y Barro". Dafür verbrachte er 20 Tage und Nächte auf einem Fischerboot in El Palmar in Albufera. Sein Wohnhaus in Malvarrosa wurde zum "Casa Museo Blasco Ibáñez" umgebaut, das besichtigt werden kann.
Eine heutige Straße im Cabanyal ist nach Padre Luis Navarro benannt, carrer Pare Lluís Navarro (valencianisch) oder calle Padre Luis Navarro (castillianisch). Er war eine für seine Nächstenliebe sehr geschätzte Persönlichkeit und Pfarrer im Cabanyal. Geboren im Jahr 1844, arbeitete er in der Iglesia del Rosario anfangs als Hilfspfarrer. An die Öffentlichkeit trat er vor allem nach der verheerenden Brandkatastrophe im Jahr 1875, durch die 75% des Viertels zerstört wurde. Eine Hilfsorganisation, die "Junta de Socorros" wurde gegründet, um den Neuaufbau der Häuser zu finanzieren und organisieren. Leiter dieser Hilfsorganisation war Padre Luis Navarro.
Viele reichere Bürger spendeten Geld und auch Grundstücke für den Wiederaufbau. Hier gab es eine besondere Maßnahme. Unter Leitung von Padre Luis Navarro baute man für die mittellosen Bewohner des Cabanyal auf den alten Grundstücken, die von Straße zu Straße gingen mit ca. 100 m² Grundfläche, kleinere Häuser. Diese hatten jeweils nur einen Eingang von einer Straßenseite und eine Grundfläche von 45 m². Ein Beispiel für diese kleinen Häuser kann man heute noch in der calle de Barraca sehen. Die calle Padre Luis Navarro wie auch die calle Barraca waren die Straßen, die damals im Zentrum der Brandkatastrophe lagen.
Padre Luis Navarro leitete die bestehende Hilfsorganisation "Junta de Socorros" weiter, auch bei späteren Brandkatastrophen, z.B. 1888. Er arbeitete eng mit Eugenia Viñes zusammen, die den Aufbau mit Spenden unterstützte. Deshalb wurde nach ihr auch eine Straße benannt, die "Calle Eugenia Viñes. Abgesehen davon unterstützte Padre Luis Navarro im Jahr 1880 die Gründung der ersten zivilen Musikkapelle des Cabanyal mit 12 Musikern, die "Banda del Mestre Corbella". Die Iglesia del Rosario wurde 1834 erweitert von einer Kapelle in eine Kirche. Diese Erweiterung des Gebäudes wurde ganz besonders durch Padre Luis Navarro vorangetrieben. Er starb im Jahr 1911.
Maler Joaquín Sorolla (1863–1923). Der in Valencia geborene impressionistische Künstler hat es wie kein anderer seiner Zeit verstanden, das Licht des Südens in Farbe zu fassen. Er malte bevorzugt unter freiem Himmel. Seine mit Sonne durchfluteten Bilder haben Zeitgenossen wie Claude Monet tief beeindruckt. Er und Blasco Ibañez trafen sich im Cabanyal und waren befreundet. Blasco Ibañez beschrieb ihn in seinem Buch "Flor de Mayo", wie Sorolla die Fischer malte. Sorolla: "Ich will in meinen Gemälden die Vibration des Lichtes, der Luft und des Äthers wiedergeben." Ein sehr bekanntes Werk von 1894 ist "la vuelta de Pesca", die Rückkehr vom Fischen. Dieses Gemälde hängt im Musée d'Orsay in Paris. Hier ein paar Eindrücke seiner Gemälde.
Seine bevorzugten Themen waren Darstellungen des spanischen Volkslebens sowie Bilder am Strand und vom Leben der Fischer im Cabanyal. Stationen seines Lebens findet man auch hier auf einer Internetseite in spanisch. Viele seiner Bilder sind zu sehen im Museo de Bellas Arte de Valencia. Eine Büste von Sorolla, umgeben von einem Springbrunnen, befindet sich heute auf dem Platz der "Armada Española" am Anfang der Straßen calle Dr. Lluch und calle de la Reina nahe des Hafens.
Dr. Vicente Lluch hat sich als Arzt im Cabanyal einen Namen gemacht, vor allem bei der schlimmen Cholera im Jahr 1885. Deshalb wurde auch eine Straße und ein Park nach ihm benannt. Er wurde 1849 in Bonrepós in der Provinz von Valenia geboren, lebte dann durch Heirat im Cabanyal in der Calle Angel 13. Die hygienischen Zustände waren damals verheerend, in Valencia wie auch im Cabanyal. Die Straßen waren noch nicht betoniert, es war staubig. Trinkwasser im Haus hatten nur einige privilegierte Familien, der Großteil der Bevölkerung holte sich das Trinkwasser aus den Acequias, den Süßwasserkanälen. Diese Kanäle benutzten die Einwohner aber auch zur Entsorgung des Abwassers und der Kloake.
Die vielen Acequias im Cabanyal waren, von Valencia kommend, schon stark verunreinigt. Und zusätzlich wurden diese auch im Cabanyal für das Abwasser benutzt, auch die Wäsche wusch man darin. Gerade unter den ärmeren Schichten, wie im Cabanyal, führte dies zu häufigen Epidemien. Auch schon vor 1885 gab es Epidemien mit Cholera. Die meisten steckten sich durch das Trinkwasser aus den Acequias an. Im Juni 1885 kam dazu, dass es viel regnete, alles war feucht. Es gab Missernten in den Gärten (huertas) und bei den Orangen, die Industrie war in der Krise, es herrschte Hunger unter den Armen, die Widerstandskraft gegen Krankheiten war damit niedrig.
Doctor Lluch kämpfte als Arzt gegen die Cholera, und es ist schriftlich überliefert, dass er 1885 als einziger bei den Kranken blieb und diese versorgte. Er war schon ab 1880 von der Gemeinde als zweiter Arzt eingesetzt und arbeitete engagiert mit der Sanitätsabteilung der Gemeinde zusammen. Im Juni 1885 errichtete man ein Hilfskrankenhaus aus Baracken, Doctor Lluch arbeitete in diesem Krankenhaus mit viel Elan zusammen mit dem anderen Personal. Durch die Zusammenarbeit aller konnte die Cholera ab Mitte Juli unter Kontrolle gebracht werden.
Doctor Lluch starb sehr früh mit 41 Jahren am 18. Januar 1890. Er war Opfer einer tödlichen Lungenentzündung.
Die Acequia de Gas ist eine sehr bekannte Acequia im Cabanyal, sie trennt das Cabanyal vom Canyamelar. Sie ist ein Beispiel für die von den Mauren gebauten Süßwasserkanäle zur Bewässerung der Landwirtschaft. Das Wort Acequia stammt deshalb auch aus dem arabischen wie auch die Bauart dieser Wasserkanäle. Die Araber verteilten so die aus den Bergen kommenden Süßwasserquellen im ganzen Umland. Es wurde sehr viel Land fruchtbar gemacht, der Anbau von Orangen damit möglich gemacht. Außerdem wurden diese Acequias auch zum Transport mit Barken vom Meer zum Landesinneren wie zurück benutzt. Zum Beispiel zum Fischtransport in die Stadt Valencia.
Leider benutzten die Einwohner, auch im Cabanyal diese Acequias nicht nur für Trinkwasser sondern auch zum Waschen und als Abwasserkanal. Diese Verunreinigung des guten Trinkwassers führte, wie schon bei Dr. Lluch beschrieben, zu schlimmen Epidemien wie Cholera.
Heute ist die Acequia de Gas die "Calle Mediterráni". Das ist die Straße, die vom Mercado del Cabanyal Richtung Meer bis zum Hotel Las Arenas führt. Das vom Land kommende Süßwasser wird durch unterirdische Kanäle ins Meer geleitet. Siehe dazu auch die Internetseite von Antonio Sanchis.
In Zusammenarbeit mit der polytechnischen Universität hat die Regierung von Valencia die alte Reismühle "el molino de Serra" in einem Museum in der calle de Rosario 1 ausgestellt. Damit soll der Prozess der Industrialisierung der Reisproduktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezeigt werden.
Die Reismühle ist begehbar auf mehreren Stockwerken, man sieht wie der Reis nach der Ernte durch das Schälen und danach das Polieren lagerfähig gemacht wurde. Am Anfang gibt es einen kleinen Film zur Bedeutung und Herkunft des Reises in mehreren Sprachen.
Das Reismuseum im Cabanyal zeigt die Bedeutung des Reises für Valencia. Der Reis wächst hier besonders gut aufgrund der sumpfigen Flächen, die zusätzlich bewässert werden. Die Reisbauern aßen mittags auf dem Feld den geerneten Reis, sammelten dafür Schnecken und schossen Hasen. Aus diesem Gericht der Reisbauern entstand die Paella, das typische valencianische Gericht. Deshalb ist die ursprüngliche Paella mit Hase und Schnecken gekocht.
Das Museum befindet sich in der Calle Rosari 1. Geöffnet von Dienstag bis Samstag, von 10.00-14.00 Uhr und von 15.00-19.00 Uhr. Sonntags von 10.00-15.00 Uhr. Internet: www.museoarrozvalencia.com
Während der Zeit des Kampfes gegen die Zerstörung des Cabanyals sprühten viele Graffiti-Künstler an die Mauern der abgerissenen Häuser oder an die vom Verfall bedrohten Häuser. Sie sind damit ein Bestandteil des Kampfes gegen die Zerstörung des Cabanyal. Viele dieser Graffitis sind mittlerweile übermalt oder durch Renovierung von Häusern beseitigt.
Die Graffiti-Szene ist hier in ständigem Wandel. Mittlerweile gibt es es wieder neue Graffitis und auch große Wandmalereien von einer italienischen Künstlergruppe.
In der folgenden Slide-Show sind Fotos von Anfang 2020. Die letzten zwei Fotos sind Häusermalereien von einer Künstlergruppe aus Bologna, der italienischen Partnerstadt von Valencia. Auf dem letzten Foto sieht man die Hausfassade alt und neu (Fotos: Dieter Reichert).
Im Volksmund heißt die Iglesia de Nuestra Señora de los Ángeles auch "Iglesia del Cabanyal". Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie zunächst als Kapelle erbaut. Eine Kapelle für die hart arbeitenden Fischer des Cabanyal, zu Ehren der Jungfrau, der Virgen de Nuestra Señora de los Angeles. Die damalige unabhängige Gemeinde Pueblo Nuevo del Mar setzte sich für den Bau dieser Kapelle ein. Der Baustil war romanisch.
Von diesem romanischen Stil ist nichts übrig geblieben. Ab 1902 erweiterte man die Kapelle zu einer Kirche im neoklassischen Stil, wie man sie heute sieht. Für die Semana Santa Marinera spielt sie eine große Rolle.
Sie befindet sich am Plaza de los Angeles 2.
El Casinet ist derzeit der Sitz der Sociedad Musical Únion de Pescadores (SMUP). Dieses Gebäude ist ein Symbol für die frühere Selbständigkeit der Fischer und Arbeiter des Cabanyal durch die Gründung einer solidarischen Organisation. Ab 1890, noch von der unabhängigen Gemeinderegierung "El Pueblo Nuevo del Mar" geplant, wurde El Casinet 1909 fertig gestellt. Es war in Besitz der Kooperative "El Progreso Pescador".
Zweck dieses Gebäudes war ursprünglich Sitz und Treffpunkt der Kooperative "El Progreso Pescador", die 1902 von den Arbeitern und Fischern gegründet wurde, um gegen die "Patrones" streiken zu können. Ziel der Gründung war die Loslösung von der Kooperative "Marina Auxiliante", in der im Laufe der Jahre die Bootsbesitzer, andere kleine Unternehmer wie auch reichere Fischer das Sagen hatten.
In 1924 befand sich die Kooperative in einer schwierigen ökonomischen Situation, deshalb ging "El Progreso Pescador über in die "Unión de Pescadores", ein Verein u.a. zur Absicherung der Renten der Fischer. Die Boote wurden verkauft und ab diesem Moment beschloss die Union de Pescadores, das Gebäude für soziale und kulturelle Aktivitäten zu nutzen, wie Fußball, Fechten, Theater und Tanz einschließlich einem Café für die Fischer und Arbeiter.
In 1926 gründete sich die "Sociedad Musical Unión de Pescadores (SMUP), die ihren Ursprung hat in der 1880 gegründeten ersten Kapelle des Cabanyal, damals unterstützt von Padre Luis Navarro. El Casinet war auch für diese neue Sociedad der Sitz und stellte die Räumlichkeiten für das Musizieren.
Unter der Diktatur von Franco, ab 1939, wurden die Fischerzünfte alle verboten, damit auch die Unión de Pescadores. Die einzige Aktivität blieb mit der "Sociedad Musical Unión de Pescadores". Sie ist heute Besitzerin dieses Gebäudes und erhält es als Symbol des damaligen Fischerdorfes. Als Musikschule ist sie sehr erfolgreich tätig, mit einem großen Angebot für verschiedene Instrumente für Kinder und Erwachsene, wichtig auch für die Ausbildung der Kapellen der Fallas. Derzeit wird das Casinet komplett restauriert.
Das Casinet befindet sich in der Calle benlliure 272.
Die Reales Atarazanas sind die alten "Königlichen Werften" des Hafens. Im Jahr 1992 wurde das Gebäude unter Leitung des valencianischen Architekten Manuel Portaceli Roig restauriert. Es ist jetzt eine Halle für temporäre Ausstellungen von Kunst, auch von Abschlussarbeiten von Studenten der Kunstuniversität von Valencia unter dem Namen Museu de les Drassanes.
Das Wort "Atarazanas" kommt aus dem arabischen "adár ass´n a". Das kann man übersetzen mit dem Wort Werkstatt. Denn auch schon unter der Herrschaft der Mauren war der Werftbau wichtig.
Nach der Rückeroberung von Valencia durch Jaime I el Conquistador im Jahr 1238 wurde der Schiffsbau immer wichtiger. Es ging vor allem um den Bau von Kriegsschiffen im Kampf um den Thron.
Die Reales Atarazanas wurde im Jahr 1338 gebaut und 1500 erneuert. Sie wurden konstruiert zum Bau und die Reparatur von Booten und Schiffen, sowohl für militärische Zwecke wie auch für den Handel. Gelegen neben der Iglesia de Santa Maria del Mar sind die Reales Atarazanas ein Beweis der vergangenen Blütezeit des maritimen Valencias während des Mittelalters.
Eine Besichtigung ist sowohl interessant für die Betrachtung des Gebäudes wie auch für die darin ausgestellte Kunst.
Die Reales Atarazanas findet man am Platz Plaça Juan Antonio Benlliure, an der Carrer de Josep Aguirre in der Nähe des Hafens.
Die im El Cabanyal seit Anfang des 20. Jahrhundert entwickelte Architektur ist der sogenannte populäre Jugendstil (spanisch: Modernismo), der von der Professorin Trinidad Simó wie folgt beschrieben wird: ein besonderer volkstümlicher Modernismus, von und für das Volk geschaffen, welcher, auch wenn er sich nach den Modellen der Städten richtet, seine eigene freie Auslegung findet, die sich auf den traditionellen Mitteln, wie die Wiederentdeckung der Kachelfliesen, gründet.
Die Jugendstilart des Cabanyal ist naiv, farbig, sich wiederholend, aber auch eigentümlich, handwerklich, frei von Normen, verzierend und direkt. Die Fliesen (Azulejos) haben helle Farben, gemischt mit blau, grün und weiß, die Farbgebung entspricht den Farben der Fischerboote. Charakteristisch sind die marineren Motive (z.B. Motive vom Fischfang) und auch Motive mit verschiedensten Blumen.
Die noch erhaltenen Jugendstilhäuser im Cabanyal sind überwiegend denkmalgeschützt. Beachtenswert ist, dass die meisten dieser Häuser keine Villen der reichen Valencianer waren (die es auch gab, insbesondere in der calle de la Reina), sondern sie gehörten Fischern, Bauern und Handwerkern des Cabanyal. Unterstützt wurden diese bei der Dekoration der Häuser von dem Architekten Victor Gosalves, dem Baumeister Tomás Cardona und dem Planzeichner Vicent Nicolau.
Es gab auch ganz handfeste Gründe für diese Art der Fassaden: Gekachelte Fassaden bieten einen sehr viel besseren Schutz gegen die Feuchtigkeit als gekalkte Fassaden. Die Feuchtigkeit war und ist ein großes Problem des Cabanyal, das enstanden ist auf dem Sand des Meeres. Auch in den Häusern war es deshalb üblich, die Wände bis zu einer Höhe von 1,50 m mit Azulechos zu fliesen.
Der Schwerpunkt des spanischen Modernismo ist Barcelona und Valencia. Ein bekannter Künstler in Barcelona war Antonio Gaudi (1852-1926) mit der berühmten Sagrada Familia. Ein sehr schönes Beispiel in Valencia ist die Estaçion del Norte de Valencia von 1917 (Nordbahnhof), entworfen von dem in Valencia geborenen Architekten und Baumeister Demetrio Ribes y Marco (1857-1921), oder auch der Mercado de Colon.
Die meisten Häuser mit Fassaden aus Azulechos befinden sich in den Straßen calle Escalante, Calle José Benlliure, Calle progreso, Calle barraca und Calle de la Reina.
Dieses kleine Theater befindet sich am Platz "Plaza del Doctor Llorence de la Flor". Dieser Platz, an dem das Theater liegt, ist nach einem sehr beliebten Doktor der Medizin benannt. Er hat zur Zeit des unabhängigen Pueblo nuevo del Mar die Fischer und Bauern medizinisch versorgt, auch wenn sie kein Geld zum Bezahlen seiner Leistung hatten.
In der Calle del Rosario 1, in der Nähe des Hafens, befindet sich das Museum Semana Santa Marinera de Valencia. Darin kann man verschiedene Kostüme, Heiligenbilder, Fahnen, Wagen und mannshohe Kreuze betrachten. All diese Dinge werden hier für die Prozessionen in der Semana Santa Marinera im Cabanyal das Jahr über untergebracht.
Früher war diese Ausstellung und Aufbewahrung in den "Reales Atarazanas", dem alten Werftgebäude, untergebracht. Im Jahr 2000 verlegte die Regierung von Valencia das Museum in die calle Rosario 1, und damit in das gleiche Gebäude, in dem die alte Reismühle "el molino de Serra" jetzt als Museum steht. Auch der Vorstand der Semana Santa hat in diesem Gebäude seinen Sitz.
Ort: Calle Rosario 1, Öffnungszeiten von Dienstag bis Samstag von 10.00-14.00 h und von 16.30-20.30 h. Sonntags von 10.00-15.00 h. Eintritt ist frei.
Das "Balneario Las Arenas" ist 1910 erbaut worden. Valencia vergrößerte sich und ab Anfang des 20. Jahrhundertes wurde das Cabanyal ein Stadtteil von Valencia. Die reicheren Valencianer fanden immer mehr Gefallen an den Schönheiten des Meeres und des Badens. Das Balnerario Las Arenas wurde als Badeanstalt gebaut, ein Gebäude, das die französischen Badehäuser an der Cote d'Azur nachahmte.
Heute existieren nur noch zwei Hallen von diesem damaligen Bad. Das Hotel "Balneario las Arenas" hatte bei seinem Bau die Auflage, diese alten zwei Hallen zu erhalten und zu restaurieren. Beim Klick auf den Link des Hotels sieht man eine der beiden Hallen.
Es liegt direkt am Meer, an der Calle Eugenia Viñes 22-24.
Das Gebäude "Casa de la Reina" ist im Jugendstil gebaut und steht damit unter Denkmalschutz. Die Bibliothek ist für jedermann öffentlich. Wenn man ein Buch ausleihen möchte, muss man einen Wohnsitz im Cabanyal haben.
Die Bibliothek des Cabanyal liegt in der Calle de la Reina 85. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 8.45-14.45 Uhr und von 15.15-19.45 Uhr, Samstags von 9.30-13.30 Uhr.
Dieser Platz an der Calle de mediterráni liegend ist mit dem darauf stehenden Kreuz ein historisches Denkmal. Das Kreuz zeigt die damalige Grenze zwischen der Stadt Valencia und dem bis 1897 unabhängigen Dorf El pueblo nuevo del Mar.
Es liegt an der Carrer de Santa Cruz de la Zarza.
Mit der Eingemeindung des Cabanyal nach Valencia wurde eine öffentliche Verkehrsanbindung immer wichtiger. Die Straßenbahn, erst mit Dampf betrieben, später elektrisch, führte durch die Calle de la Reina parallel zum Meer. Noch heute kann man eine Schneise paralell zur Calle Eugenia Viñes 111 bis 117 sehen. Später wurde die Straßenbahn verlegt, sie führt heute durch die Carrer de Pavia.
Die heutige Estacíon Cabanyal ist eine Bahnstation. Man kann von dort nach Barcelona fahren.
Die Iglesia de Nuestra Señiora del Rosario ist zum Denkmalschutz erklärt als "Bien de Interés Cultural" in der Kategorie "Monumento de Interés Local. Sie ist die Schwester der Iglesia de Nuestra Señora de los Angeles. Sie wurde auch zuerst als Kapelle erbaut, durch Erzbischof Andrés Mayoral Alonso de Mella, ebenfalls für die Fischer im Dorf Cabanyal. Sie wurde endgültig im Jahr 1774 fertiggestellt.
Die Kirche liegt am Plaza del Rosario 4.
Diese Cabanyas sind ein Beispiel für den Wiederaufbau von kleinen Häusern nach der verheerenden Brandkatastrophe im Jahr 1875. Unter Leitung von Padre Luis Navarro baute man für die mittellosen Bewohner des Cabanyal auf den alten Grundstücken, die von Straße zu Straße gingen mit ca. 100 m² Grundfläche, kleinere Häuser. Diese hatten jeweils einen Eingang von einer Straßenseite und eine Grundfläche von 45 m². Die calle Padre Luis Navarro wie auch die calle Barraca waren die Straßen, die damals im Zentrum der Brandkatastrophe lagen. Siehe auch die Geschichte von Padre Luis Navarro auf dieser Seite "Kultur".
Die Cabanyas liegen an der Calle Padre Luis Navarro und der Calle Barraca 305.
Die Calle de San Pedro lag im eigentlichen alten Dorfkern des Cabanyal bevor durch den Ausbau der Hafenmole neues Land entstand. Denn vor 1792 ging das Meer bis zur Calle Escalante. Die Calle de San Pedro ist eine der zerstörtesten Straßen im Cabanyal. Denn der Plan PEPRI sah vor, diese Straße auszubauen zu einer großen Parallelstraße zur Serreria. Dementsprechend sind dort leider sehr viele Häuser abgerissen, insbesondere im Bereich, wo die Avenida Blasco Ibañez durch das Cabanyal gebaut werden sollte. Auf valencianisch heißt diese Straße "carrer de Sant Pere".
Die Calle de San Pedro beginnt an der Querstraße Carrer dels Columbretes und endet am Plaza de la Mera de Due de Vallivana, auch ein Platz an dem eine große Falla jedes Jahr aufgebaut wird.
Mittlerweile ist die Straße zu einer schönen Fußgängerzone renoviert worden.
Der Bloque dels Portuaris war ein sozialer Wohnungsbau für die Werftarbeiter. Der Stil dieses Häuserkomplexes ist auch Jugendstil, sie wurden vom gleichen Architekten entworfen wie der Nordbahnhof, dem Architekten Demetrio Ribes. Betrachtet man den Bloque dels Portuaris aus der Sicht vom Meer, sieht man die Jugendstilelemente sehr schön. Nachdem der Werftbau immer mehr abnahm und die Regierung von Valencia zum Bau der Avenida Blasco Ibanez bis zum Meer den Häuserblock abreißen wollte, wurde die Gebäude nicht mehr renoviert und es zogen immer mehr Romas und Sintis ein, teilweise sind die Wohnungen in Besitz von Leuten aus dem Cabanyal, teilweise sind die Wohnungen besetzt.
Nach dem Regierungswechsel hat das neue Ministerium für Wohnungswesen eine Kommission eingesetzt, die sich aus Vertretern der Generalitat, des Plan Cabanyal, des Rathauses von Valencia, Vertretern der Nachbarschaft und Salvem Cabanyal zusammensetzt, um mögliche Maßnahmen, Sanierung oder Abriss, zu besprechen.
Mittlerweile ist entschieden, dass der Bloque dels Portuaris abgerissen wird. Das Problem der Unterbringung der jetzigen Bewohner ist noch offen.
El Theatro de la Musica soll ein kultureller Motor für das Cabanyal und für Valencia sein. Von der vormals autonomen Selbstverwaltung des Cabanyal zur Wende des 19. Jahrhunderts erbaut, wird es jetzt von der Stadt Valencia unterhalten. Es bietet eine interessantes und abwechslungsreiches Programm, insbesondere von Künstlern aus dem Cabanyal. Es gibt verschiedene Aufführungen wie Theater, Musik, Tanz.
El Reloj, der Uhrenturm, gehört zum Hafengebäude, das 1916 in einer Mischung von valenzianischem und französischem Jugendstil gebaut wurde. Der Stil ist angelehnt an den des "Gare du Lyon" von 1914. Das Gebäude mit dem Uhrenturm war das erste Passagierterminal im Hafen. Gleich daneben war (und ist noch heute unter der Erde) die "escalera real". Heute sind dort die Hauptbüros des Hafens untergebracht.
Für El Reloj, den Uhrenturm, ist charakeristisch das schwarze Dach mit Schiefertafeln, der Wetterhahn in Form eines Schiffes und zwischen beidem die kleine Glocke, genannt Maria.
Die Tinglados, die alten Lagerspeicher, befinden sich in der Nähe von El Reloj in der alten Hafenanlage. Der Architekt Demetrio Ribes (auch Nordbahnhof) hat sie entworfen und 1914 wurden sie von den Ingenieuren José María Fuster und Fausto Élio gebaut. Errichtet zur Erweiterung und Verbesserung des Hafens von Valencia war es das Ziel, den Hafen für die Exportmacht Valencia wieder zu beleben. Der Bau der sechs Tinglados begann 1911 und wurde 1914 abgeschlossen. Heute sind noch drei Tinglados erhalten. Denn während des spanischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 bombardierten italienische Flugzeuge der Faschisten die Tinglados.
Erbaut im valencianischen Jugendstil heben sie sich hervor durch ihre metallische Struktur und die typische Ornamentik des valencianischen Jugendstils (Modernismo) mit maritimen Motiven und Mosaiken mit Früchten. Die valencianische Regionalausstellung im Jahr 1909 war ebenso eine Ausstellung im Stil des valencianischen Modernismus.
Zur Zeit haben sie ihren ursprünglichen Gebrauch verloren und werden als Hallen für alle Arten von kulturellen Aktivitäten genutzt.
Der Platz ist seit 2020 neu gestaltet mit gefließtem Boden und dem Erhalt der alten Bäume, dabei Bänke zum Ausruhen und für die Kinder Spielgeräte. Früher stand an diesem Platz der erste Mercado, der dann später verlagert wurde an den heutigen Platz bei der Calle Mediterani.
Der Arzt Doctor Lorenc de la Flor war Gynäkologe, geboren am 16. April 1897 im Cabanyal. Er hat drei Generationen von Frauen bei der Geburt geholfen. Ein Platz wurde nach ihm benannt, weil er armen Frauen die Bezahlung der ärztlichen Hilfe ermäßigt oder erlassen hatte. Er wurde genannt als "medico de la almohada". Er starb am 3. Januar 1959 und wurde beerdigt im Friedhof des Cabanyals.